RAVIOLI
BIETEN von Björn Geipel
Der Förderverein Aktuelle Kunst Münster zeigt
vom
6. Juni 2007 an eine Ausstellung des Braunschweiger
Künstlers Björn Geipel (geb.
1972).
Geipel, der bis 2007 an der Hochschule für Bildende
Künste in Braunschweig u. a. bei Thomas Virnich
und John Armleder studierte, wird eine eigens für
die Räumlichkeiten des Fördervereins konzipierte
Installation zeigen, die den Besucher dazu anhält,
den Ausstellungsraum selbständig zu erproben und
in Gebrauch zu nehmen.
Für die Realisation seiner Arbeiten verwendet Geipel
vorzugsweise einfache Materialien und gefundene Gegenstände,
die im Einzelfall auch mit Videos und anderen Medien
kombiniert werden.
Die von Hans-Jürgen Lechtreck kuratierte Ausstellung
endet am 15. Juli 2007.
RAVIOLI BIETEN.
Björn Geipel
Die Rauminstallation RAVIOLI BIETEN besteht aus großflächig
gelochten Platten und den bei ihrer Herstellung anfallenden
flachen Scheiben. Diese Elemente sind vor der Wandschale
und auf dem Fußboden des Ausstellungsraums aufgestellt
und ausgelegt.
Ihre Anordnung und Formgebung führen die Wahrnehmung
des Betrachters aus dem Nahbereich seines eigenen Körpers
in den ihn umgebenden Raum und von dort wieder zu ihm
zurück.
Der Ausstellungsraum fungiert dabei als Bühne und
Parcour, als Anstifter zu unerwarteten Bewegungen und
Handlungen.
RAVIOLI BIETEN.
Björn Geipel
Der Titel der Rauminstallation ist eine doppelbödige
Anspielung auf die Geschichte des Gebäudes Fresnostraße
8, in dem sich die Ausstellungsräume des Fördervereins
Aktuelle Kunst befinden.
Das Gebäude ist das Kasino der ehemaligen Lincoln-Kaserne;
nach dem Abzug des britischen Militärs Anfang der
1990er Jahre wurden das Kasernengelände und seine
Gebäude für eine zivile Nutzung erschlossen.
Als Kasino wird der Speise- und Aufenthaltsraum bezeichnet,
in dem die Offiziere einer Armeeeinheit ihre Mahlzeiten
einnehmen und nach Dienstschluss mit Karten- und Glückspielen
ihren Feierabend verbringen.
Zum einen verballhornt RAVIOLI BIETEN die Formulierung
„Paroli bieten“, umgangssprachlich so viel
wie „jemandem Kontra geben“ oder „Widerstand
leisten“.
Nicht nur klingt darin etwas Militärisches an,
das italienische Wort „Paroli“ ist zudem
ein Fachausdruck des Kartenglücksspiels Pharo,
mit dem ein Spieler die Verdoppelung seines Einsatzes
ankündigt.
Zum anderen bezeichnet RAVIOLI BIETEN mit verklausulierter
Ironie ziemlich genau das, was Björn Geipel mit
seiner Rauminstallation für den Förderverein
Aktuelle Kunst unternimmt.
Die unter dem Namen „Ravioli“ bekannten,
gefüllten Nudelteigtaschen waren nämlich zunächst
– ebenso wie die Pizza – ein so genanntes
Arme-Leute-Essen: ein Gericht, das aus wenigen Zutaten
und Resten bestand („Ravioli“ soll sich
von dem italienischen Dialektwort „rabioli“,
(dt. „Reste“) ableiten).
RAVIOLI BIETEN basiert auf der Wiederverwertung von
Resten einer früheren raumbezogenen Arbeit des
Künstlers, deren einfache Materialien und Formen
neu kombiniert werden.
Während durch den (zu einem früheren Zeitpunkt
erfolgten) Zuschnitt des eingesetzten Materials dessen
skulptural nutzbares Potential gesteigert wird, vermindert
das Recycling die Kosten für die Realisierung des
neuen Projekts:
Björn Geipels RAVIOLI BIETEN verdoppelt einen schon
einmal gemachten Einsatz und produziert sich als low
budget-Projekt, das den gleichzeitig stattfindenden
skulptur projekten Paroli bieten möchte.
Eröffnung:
Mittwoch, 6. Mai, 19.00 Uhr
Laufzeit: 6.6. bis 15.7.07 jeweils Mittwoch, Samstag
und Sonntag, 16.00 bis 19.00 Uhr (und nach Vereinbarung)
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